Bolivien - Kultur- und Naturhighlights aktiv

«Reiseblog von Andy, FreitagTravel»

Bolivien, Juni/Juli 2023
Diese Reise ist wohl eine der verrücktesten und zugleich befriedigendsten in der Geschichte von FreitagTravel!
Wegen eines unbekannten Problems mit meiner Kreditkarte steht die Reise zu Beginn auf des Messer's Schneide. Weil ich mich mehr als eine Woche lang ohne einen Boliviano durchschlagen muss, kommt es auch zu zeitlichen und organisatorischen Schwierigkeiten. Nur dank meiner Liebsten zu Hause, coolen bolivianischen Freunden und viel Glück, wendet sich die Situation doch noch zum Guten und ich darf eine unvergessliche Reise erleben!

Cerro Rico, der "Silberberg" in Potosí
Jonny, ein ehemaliger Minero, führt mich in ein paar der 194 Minen und erzählt die tragische Geschichte dieses Berges. Schon die Inkas hatten hier Silber gefördert. Zwischen dem 16. - 19. Jh. beuteten dann die spanischen Kolonialherren den Berg brutal aus. Dabei kamen Hunderttausende von indigenen Zwangsarbeitern ums Leben. Der Silberreichtum machte Potosí im 17. Jh. zu einer der grössten und reichsten Städte der Welt. 
Noch heute ist der Bergbau am Cerro Rico die Haupteinnahmequelle der Einheimischen. Der Silberanteil am Rohgestein liegt mittlerweile viel tiefer, dafür werden auch Zinn, Kupfer, Zink und Quecksilber abgebautUnter nach wie vor katastrophalen Sicherheits- und Arbeitsbedingungen schuften die Minenarbeiter für einen Monatslohn von rund 500 Euro!
Bolivien ist heute das ärmste Land Südamerikas - dabei lagert im Salar de Uyuni das grösste Lithiumvorkommen der Welt, das für die Batterien der Elektroautos "unersetzlich" ist. Man kann nur hoffen, dass sich die Geschichte des Cerro Rico hier nicht wiederholt...  

Necrópolis de los Señores de Lipez in San Juan
Am Ende der uralten vorinkaischen Tiwanaku Kultur rund um den Titicacasee in der Zeit von 1500 v. Chr. bis 1200 n. Chr. siedelten Aymara Kulturen im Gebiet des Salar de Uyuni bis 1450 n.Chr. Gemäss den dort entdeckten archäologischen Funden bauten sie Quinoa an, jagten Anden-Strausse, Vizcachas, Vicuñas und stellten Tongefässe her, bearbeiteten Steine und schmolzen Kupfer. Besonders einen Besuch wert sind jedoch die aus dieser Zeit - wegen der sehr trockenen klimatischen Bedingungen - gut erhaltenen, zahlreichen Mumien aus der Vor-Inkazeit in mehreren Grabnischen aus Vulkangestein! Erwachsene und Kinder wurden bekleidet und in Fötusstellung bestattet, weil man an ein Weiterleben nach dem Tod glaubte.

Traumaussicht vom Acotango (6052 m)
Um den tiefen Morgentemperaturen von bis zu -15° etwas auszuweichen, starten wir erst um 8 Uhr mit der Besteigung des Acotango (6052 m), nachdem wir vom Dorf Sajama bis rund 5300 m mit einem 4x4 Fahrzeug einen Minenweg hinauf gefahren sind. Noch gut 750 HM gilt es zu bewältigen, wobei die erste Hälfte relativ sanft ansteigend ist. Danach ist es mit dem gemütlichen Aufsteigen vorbei und wir müssen, wegen einer kompakten Firn- und Eisschicht auf dem langen, von mehreren steilen Stufen unterbrochenen Gipfelgrat, unsere Steigeisen montieren. Nach 5 h erreichen wir den Gipfel und werden mit der meiner Meinung nach weltweit phänomenalsten Gipfelsicht von einem 6000-er mehr als entschädigt!  

Isla del Sol im Titicacasee 
Auf dieser idyllischen Insel verbringe ich ein paar geruhsame Tage. Der Legende nach ist die Isla del Sol der Geburtsort der Inkas, weil hier der erste Inka Manco Capac, als Sohn des Sonnengottes Inti zur Welt kam. Zusammen mit seiner Schwester gründete er dann um 1200 n. Chr. Cusco, die Hauptstadt des Inkareiches. Damit wurde für die Aymara und die Quechua nicht nur die Isla del Sol, sondern auch der Titicacasee heilig.
Von diesem Mythos profitierte die Sonneninsel in den letzten Jahren und der Touristenstrom wuchs so stark, dass sich die Einheimischen immer mehr Abzockmethoden einfallen liessen. Nach dem Ausbleiben der Touristen während der Corona-Pandemie hat sich die Situation nun wieder beruhigt. Eine gemütliche 3 h Wanderung mit dem Besuch der Chincana Inka-Ruinen und ein Uebernachtungsort mit tollem Blick auf den Titicacasee lohnen sich allemal! 

Carretera de la Muerte mit dem MTB
Bis im Jahre 2007 eine durchgehend asphaltierte, viel breitere Strasse von La Paz bzw. vom Cumbrepass (4700 m) am Rande der Ostkordillere hinunter in die Yungas gebaut wurde, galt die alte Verbindungsstrasse als "Todesstrasse". Dies deshalb, weil auf den letzten spektakulären 30 km und 1800 HM hinunter nach Yolosa (1200 m) auf der engen, unbefestigten Naturstrasse, jedes Jahr mehrere Hundert Menschen ihr Leben liessen...
Heutzutage sind auf diesem Strassenstück zum Glück nur noch abenteuerlustige Mountainbiker anzutreffen. Auch sehr zu meiner Freude! Wo gibt es auf der Welt sonst noch einen 65 km langen Downhill, auf dem man während 3500 HM drei von fünf Klimazonen eines Landes d.h. Anden-Hochgebirge - Altiplano - subtropisches Tiefland erleben darf?