Costa Rica - Naturparadies zwischen Ozeanen

Reiserückblick von Yvonne, FreitagTravel 

Der Reichtum der Natur ist der grösste Schatz Costa Rica’s, nicht das Gold, das Kolumbus hier vergeblich gesucht hat. Um diese Naturschönheiten und die Fauna und Flora zu entdecken, sind wir nach Costa Rica gereist und wir wurden nicht enttäuscht! In Costa Rica stehen fast 30% der Landesfläche unter Naturschutz, so viel wie in keinem anderen Land der Welt. Dementsprechend viele Pflanzen und Tiere gibt es dort zu sehen.   

Ein absolutes Highlight ist unser knapp 4-tägiger Aufenthalt im Corcovado Nationalpark. Er ist mit 550 km2 (ca ein Zehntel der Landesfläche) der zweitgrösste Nationalpark Costa Rica’s und beherbergt eine Artenvielfalt, die an kaum einem anderen Ort der Welt übertroffen werden kann: 500 Baumarten, 140 Säugetierarten, 370 Vogelarten, über 150 Orchideenarten, 120 Reptilien- und Amphibien, sowie mehr als 6000 Insektenarten.

Schon auf unserer ersten Exkursion in diesem Tiefland-Regenwald sehen wir ca 20 verschiedene Tierarten, darunter Halsbandpekaris (eine Art Wildschwein), Weissrüssel-Nasenbären, alle vier auf Costa Rica vorkommenden Affenarten d.h Mantelbrüllaffe, Klammeraffe, Kapuzinerafffe, Totenkopfaffe und Agutis, ein Opossum, Tukane, sowie verschiedene Reiher.

Richtig abenteuerlich wird es, als unser erfahrener Führer die Spur eines Tapirs entdeckt und wir dieser durch den Dschungel folgen. Uns stockt der Atem – 5 Meter vor unseren Augen suhlt sich der Tapir in einem Schlammloch! Was für ein Glück! Der mittelamerikanische Tapir gilt als stark gefährdet. Im Corcovado – Nationalpark lebt noch eine Population von 40 - 60 Exemplaren. Mit einer Körperlänge von 2 m, einer Höhe von 1.20 m und einem Gewicht bis zu 300 kg ist er das grösste, wildlebende Säugetier der amerikanischen Tropen. Mit seiner dicken Haut und der massiven Statur schützt er sich gegen seine einzigen natürlichen Feinde: Jaguar und Puma. Leider kann sich das scheue Tier nicht gegen die illegale Jagd schützen. Die Einzelgänger-Tiere sind Vegetarier und nehmen täglich ein Zehntel ihres Körpergewichtes an Nahrung zu sich.

Am nächsten Tag werden wir um 5.00 in der Früh vom lauten Geschrei der Brüllaffen geweckt, die mit dem Gebrüll ihr Revier markieren. Unglaublich, aber es hört sich an wie von Löwen! Es kostet etwas Überwindung, in die nassen, dreckigen Schuhe zu schlüpfen, aber wieder werden wir reichlich für alle Mühen entschädigt! Heute sehen wir u.a. einen Ameisenbär (Tamandua mexicana), zwei Dreifinger-Faultiere, Silberreiher, Schneesichler (weisser Ibis), einen Bleichschnabelspecht, einen Basilik (Echsenart), sowie zwei grosse Spitzmaulkrokodile, die auf einer Sandbank, ca 100m von uns entfernt, faulenzen.
Als wir in einem Fluss ein Bad nehmen, schwimmt nicht weit von uns plötzlich wieder ein Tapir durch den Fluss! Zum Glück kann ich das auf meiner Videokamera festhalten, sonst würde es uns niemand glauben! Mit meinem Fotoapparat bin ich leider nicht schnell genug.

Gute Tieraufnahmen im Regenwald zu machen, ist nicht einfach! Ohne unseren Führer hätten wir im Dickicht des Dschungels die Hälfte der Tiere gar nicht gesehen... Bis wir dann mit unserem blossem Auge das Tier ausfindig machen und dann auf dem Display unserer Kameras heranzoomen, vergehen wertvolle Sekunden. Die Kunst ist dann noch in der Aufregung, die Kamera still zu halten und den Nerv zu haben, richtig zu fokussieren und langsam abzudrücken! Auf unseren bisherigen Reisen hat mir meine Canon Powershot G15 voll genügt. Ich kann zwar zufrieden sein mit meiner Ausbeute an Fotos, aber bei unserer nächsten Reise nach Costa Rica liebäugle ich speziell für Tieraufnahmen mit einer Kamera mit besserem Zoom.

Man sollte sich ein paar Tage Zeit nehmen für den Corcovado Nationalpark! Es lohnt sich, weil man viel mehr Tiere im Regenwald beobachten kann, als auf einer Tagestour. Es gibt zwar komfortablere Übernachtungen als das Zeltlager der Ranger Station. Man muss auch schwülheisse Temperaturen und ein paar Mückenstiche in Kauf nehmen, aber der Dschungel ist wirklich ein unvergessliches Erlebnis! Nicht zuletzt bietet der Corcovado Nationalpark auch menschenleere Naturstrände, entlang derer wir am dritten Tag 16 km aus dem Nationapark hinaus wandern und dabei viele weitere Tiere, wie Hellrote Aras, Königsgeier, Braunpelikane und Kormorane sehen.

Eine willkommene Abkühlung finden wir im Bergnebelwald, im Nationalpark El Quetzal, im schönen Tal von San Gerardo de Dota, auf einer Höhe zwischen 2000 und 3000 Metern. Wie der Name schon verrät, lebt hier der Quetzal, der grösste und schönste tropische Vogel aus der Familie der Trogone. Er kommt ausschliesslich in den Wäldern Mittelamerikas vor und steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Azteken und Maya verehrten den Quetzal als Göttervogel. Die Männchen haben bis zu 90 cm lange Schwanzfedern, die einst den Kopfschmuck präkolumbischer Priester zierten und kostbarer als Gold waren. Und auch wir sind ganz aufgeregt, als wir diesen prachtvollen Vogel mit seinem grün-blau schillernden Gefieder und der feuerroten Brust tatsächlich zu Gesicht bekommen! Der Quetzal ernährt sich mit Vorliebe von den wild wachsenden Avocados (aguacatillos), die er im Flug pflückt. Er schluckt die ganze Frucht, kann aber nur das Fruchtfleisch verdauen. Der Kern der wilden Avocado ist zu gross, deswegen erbricht ihn der Vogel wieder und ist damit ein wichtiger Samenverbreiter von Lorbeergewächsen. Die Population im Tal hat sich wieder erholt und weist heute ca 140 Paare auf. Vogelfreunde aus aller Welt kommen hierher, um den Quetzal zu sehen und z.T. mit gewaltigen Rohren im Bild festzuhalten. Unsereiner kann sich nur der Vergrösserung des Fernrohrs bedienen und hindurch fotografieren!

Wer uns kennt, weiss, dass wir mit unseren AAA - Reisen immer dem Anspruch  „Anders - Aktiv - Abenteuer“ gerecht werden wollen. Das bedeutet, dass wir Naturerlebnisse, Aktivitäten und die typische Kultur eines Landes innovativ kombinieren und dabei immer auch eine optimale Routengestaltung wählen. Auf dieser Reise hat Andy einen 50 km langen Downhill für das Mountainbike entdeckt, der direkt durch die ganze Nebelwaldzone bis an die Pazifikküste führt. Die einzige Alternative wäre ein mehrstündiger wenig interessanter Umweg auf einer Autobahnstrecke…
Wir starten auf einer Höhe von ca. 1700 M.ü.M. Auf dieser Höhe gedeiht noch der hochwertige Arabica-Kaffee, der in Costa Rica eine lange Tradition hat.
Etwa in der Mitte der Strecke machen wir Rast bei einem Farmer, der uns einlädt, mit seiner Zuckermühle eigenhändig Zuckerrohr zu pressen. Der Saft stärkt uns. Aber ich ziehe es danach trotzdem vor, in unser Begleitfahrzeug zu steigen, da die unasphaltierte Strasse jetzt steiler bergab geht und es mehr Schlaglöcher, Schlamm und Pfützen gibt. Bis zur Hälfte ist die Strecke aber auch für ungeübte Biker wie mich gut machbar. Andy und der Bike-Führer lassen es jetzt so richtig krachen... Leicht verdreckt, aber mit glänzenden Augen, kommen die beiden unten an der Pazifikküste an. Direkt am herrlichen Strand des Manuel Antonio - Nationalparks geniessen wir nach einer Dusche eine Piña Colada, das feine Abendessen und unser schönes Hotelzimmer.

Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit der Auswahl unserer Hotels und Lodges. Auf unseren Reisen, die ja keine Ferien sind, ist das immer ein wichtiger Punkt. In den tropischen Gärten mit Hängematten und Pools können wir wunderbar relaxen. Zum Frühstück gibt es überall zuerst einen Früchteteller mit Papaya, Mango, Banane und Wassermelone, sowie frische Fruchtsäfte. Manchmal können wir schon von der Frühstücksveranda aus exotische Vögel in allen Farben beobachten.
Frische Fruchtsäfte sind übrigens auch in den kleinen Restaurants, den sogenannten „Sodas“ im Menu inbegriffen. Ein typisches Gericht zum Mittag- oder Abendessen ist „Casado“ (dt. „verheiratet“), Reis mit schwarzen Bohnen, Fleisch, Fisch oder Huhn, Salat und Gemüse.

In Costa Rica gibt es 26 Nationalparks, 8 davon besuchen wir auf unserer Reise. An der Karibikküste beeindruckt mich vor allem eine Tour bei den Bribri-Indianern in der Nähe des Cahuita Nationalparks. Ein Indianer zeigt uns einige Pflanzen des Regenwaldes und erklärt uns ihre vielfältige Verwendung. Ein Beispiel ist der Annattostrauch (Bixa orellana). Die Indios verwenden die Samen der herzförmigen Kapselfrucht nicht nur als Rohstoff für Lippenstift, sondern auch als natürlichen Farbstoff für ihre rote Körperbemalung, als Schutz gegen Insekten oder Sonnenbrand. Ausserdem dienen die Samen als Gewürz und haben eine entzündungshemmende Wirkung. Die Blätter sind ein Heilmittel gegen Bronchitis und Augenentzündungen.
Wem im Regenwald ein betörender Duft in die Nase steigt, der kann ziemlich sicher sein, dass eine Ylang-Ylang-Pflanze (Cananga odorata) in der Nähe ist. Aus den goldgelben Blüten des tropischen Baumes wird das kostbare Ylangöl für die Herstellung von Parfums, wie Chanel Nr. 5, gewonnen. Ylang wirkt sich aber auch positiv auf das Nervensysterm aus und wird als Heilöl gegen Bluthochdruck und Schlaflosigkeit verwendet.
Ein Allerweltsheilmittel ist in ganz Lateinamerika „Hombre grande“, bei uns unter dem Namen Bitterholz (Quassia amara) bekannt. Das Holz des 4-7 m hohen Baumes ist gelb und schmeckt bitter. Unser Indio-Führer erzählt, dass die Bribris es gegen Fieber und gegen Magen- und Darmbeschwerden einnehmen, aber auch als Mückenschutzmittel. Ihn selbst stechen keine Moskitos mehr, seit er sich mit dem Saft der Blätter einreibt.
Das Wissen der indigenen Völker, die in und mit den Regenwäldern leben, ist von unschätzbarem Wert. Schon seit Jahrtausenden nutzen sie die Regenwaldpflanzen zur Heilung ihrer Krankheiten. Auch unsere Medizin hat davon schon vielfach profitiert, z.B. bei Medikamenten gegen Krebs, Malaria oder Herzkrankheiten. Fast die Hälfte unserer Arzneimittel beruht auf natürlichen Wirkstoffen. Viele enthalten Substanzen, die ursprünglich aus dem Regenwald stammen. Bei der Erforschung weiterer Arten könnten noch zahlreiche Wirkstoffe gegen Krankheiten gefunden werden. Die Schätze der Regenwälder sind unermesslich!

Bei meinen Recherchen zu diesem Bericht, bin ich noch auf ein interessantes Detail gestossen: die Regenwälder bedecken zwar nur ca 7% der Erdoberfläche, beherbergen aber mehr als die Hälfte aller existierenden Tier- und Pflanzenarten unseres Planeten!
Ich wünsche mir sehnlichst, dass die restlichen Regenwälder unseres Planeten mit ihrer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt nicht auch noch zerstört werden!
Costa Rica ist wirklich ein Naturparadies und wir hoffen sehr, dass das Land weiterhin alles daran setzt, dieses Paradies zu erhalten! Pura vida!